Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw, wo er auch heute lebt. Serhij Zhadan wurde 2006 mit dem Hubert Burda Preis für junge Lyrik ausgezeichnet.
Publikationen auf Deutsch: „Anarchy in the UKR. Roman“ (Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe. Suhrkamp 2007); „Depeche Mode. Roman“ (Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr. Suhrkamp 2007); „Die Selbstmordrate bei Clowns. Erzählungen“ (Aus dem Ukrainischen von und mit einem Glossar von Claudia Dathe. Edition Foto Tapeta 2009); „Hymne der demokratischen Jugend. Erzählungen“ (aus dem Ukrainischen von Durs Grünbein und Claudia Sinnig. Suhrkamp 2009).
Als „ukrainischer Rimbaud“ gehört Serhij Zhadan mit Mitte dreißig bereits zu den bedeutenden Vertretern der osteuropäischen Literatur, die den Veränderungen und Entwicklungen der ehemaligen Sowjetstaaten mit allem kritischen Scharfsinn, aber auch mit aller Anteilnahme auf der Spur sind. Dabei trägt Zhadan, bekannt für seine anarchistisch kühne, düster komische Utopieresistenz, seine Texte in einer fulminant rasanten, aber immer auch berührenden Erzählweise vor, die eine ukrainische Lebenswirklichkeit ebenso präsent hält wie einen reichen literarischen Kosmos. „Ich denke, wenn es eine direkte Verbindung zu Gott gäbe,/ ginge sie über jene warmen, braunen Hüllen/ polnischer Rockplatten/ mit den leichten Kratzern von Gottes Fingernägeln/ auf der schwarzen Fläche…“
Anhand von zwei literarischen Texten schildert Serhij Zhadan in Lana Erfahrungen postsowjetischer Umbruchzeiten. Während die Rede „Immigrant Song“ in Splittern aus politischer und gesellschaftskritischer Reflexion, aus komischer Erzählung und nüchterner Bestandsaufnahme über die Diskrepanzen und brüchigen Verhältnisse redet, die ein Megakapitalismus im Osten wie im Westen Europas hinterlässt, erzählt der 2009 erschienene Erzählband „Hymne der demokratischen Jugend“ von einer neuen Generation von jungen Leuten in Charkiw, die alles haben außer Geld: Sie haben Zeit, verrückte Ideen und leben von einer fast idiotischen Hoffnung, dass ihre Träume wahr werden könnten, obwohl die durch die Transformationszeit zerbrochene Gesellschaft mit sich selbst schon genug zu tun hat.