2015 finden die Literaturtage von Lana zum 30. Mal statt; sie feiern also ein Jubiläum und mehr noch eine Geschichte, die sich einstellt mit dem Lauf der Dinge und der Jahre und da, plötzlich, nach einem Anfang und einer Folge erzählbar wird. Die Folge entspricht freilich weniger einem Programm, keinem Plan oder Etikett. Eher ist sie ein Prozess, in dem ein Ereignis ein nächstes nach sich zieht oder ein Gespräch ein weiteres in Gang setzt und es von Mal zu Mal fortsetzt, selbst wenn es einen Faden verliert oder die Wiederholung von Fragen übt, selbst wenn es an kein Ende kommt oder über Lücken springt.
Jedoch hat das literarische Gespräch, das Lana über die Jahre unterhält, stets versucht, die poetischen Möglichkeiten von Sprache im Blick zu behalten, und hat dabei in vielen Spielarten erprobt, welche Erfahrungen so ein Sprechen eröffnet, wenn es Grammatik und Gestalt der Realität moduliert. Oder, als immer wieder gewagtes Abenteuer der Gegenwart, dem Traum eine Wirklichkeit verleiht, der Wirklichkeit den Traum hinzufügt. „Dass Erde faktisch Himmel ist – Ganz gleich ob‘s Himmel gibt.“ (Emily Dickinson)
Lana hat diesem Realitätssinn der Sprache kontinuierlich nachgespürt, hat wachsam darauf geachtet, welches Denken sie manifestiert und welche Welt sie in Szene setzt. „Daß die Wortwörtlichkeit der Sprache alles ist, was wir haben, und daß wir uns dagegen wehren müssen mit allem, was wir haben.“ (Paulus Böhmer)
Wer auf diese Weise in ein Verhältnis zu Sprache tritt, sucht sie auf in ihrer ganzen Fülle und ganzen Stille. Aber er stellt sie auch kontinuierlich auf die Probe und in Zweifel und hütet sich davor, Welt erklären oder nachstellen zu wollen oder sie zu beschreiben, wo Welt die Worte zurückweist. „Jenseits des Ichs des Künstlers erstreckt sich eine schwere, dunkle, aber reale Welt. Man darf nicht aufhören zu glauben, dass wir diese Welt in Worte fassen, ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen können.“ (Zbigniew Herbert)
Dass ein Festhalten am Wort, wie es die Literatur trotz allem versucht, so schwer zu bewahren ist, macht es noch kostbarer und notwendiger, den Worten ihren Platz zu geben. Das hat Lana immer wieder getan. Dass auch das Umgekehrte gilt, dass nämlich die poetische Sprache, zur Rede gestellt, sich immer als Welt zu entfalten weiß, auch das war mit jedem Gastspiel in Lana aufs Neue zu erleben.
Nun wollen die Literaturtage Lana beschwingt ihre Geschichte fortsetzen: In einem vielstimmigen poetischen Reigen, in Erzählungen und Gesprächen und ganz besonders in einem Fest, das Gäste, Freunde, Dichterinnen und Bücherwürmer zusammen führt.
Und wem zu so viel lustvollem Revuepassierenlassen etwa ein Wandern einfällt, der schließe sich Oswald Egger an, der das Festival vor einer halben Ewigkeit ins Leben rief und nun zu einer Exkursion in das Nonstal lädt. Dort, wo Fuchs und Hase, Herkunft und Zukunft einander gute Nacht sagen, mag vielleicht noch etwas zu erfahren sein über das Singen der Sprachen jenseits der Lieder und über die Fundamente jener „Wiesenfabrik“, mit der vor 30 Jahren alles begann.
Kuratiert von Theresia Prammer und Christine Vescoli
30. Literaturtage Lana
26. – 28. August 2021
„Wie eins zum andern kommt“
Mittwoch, 26. August 2015
Zur Eröffnung spricht Elmar Locher, Präsident des Vereins der Bücherwürmer, und in einer vielstimmigen Lesungsreihe stellen Dichterinnen und Dichter aus Ländern Europas ihre Gedichte vor: Daniel Falb (D), Monika Rinck (D), Brigitta Falkner (A), István Kémeny (H), Valerio Magrelli (I) und Anneke Brassinga (NL).
20.00 Uhr
Paulus Böhmer (D)
21.30 Uhr
Buffet und Konzert mit Veronika Egger und Christian Mair
Donnerstag, 27. August 2015
17.00 Uhr
Benedikt Ledebur und Oswald Egger sprechen über den Band „Paradox des Realen. Essays zur Kunst“
18.00 Uhr
Reinhard Kaiser-Mühlecker liest aus „Schwarzer Flieder“
18.45 Uhr
Gunhild Kübler stellt „Sämtliche Gedichte“ von Emily Dickinson vor
19.30 Uhr
Michael Krüger präsentiert seinen Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“
20.30 Uhr
Ryszard Krynicki und Michael Krüger erinnern in einer Hommage an den polnischen Dichter Zbigniew Herbert
Freitag, 28. August 2015
„Grund und Grat“: Exkursion ins Nonstal mit Oswald Egger, Alexander Hecht und Bodo Hell.
Abfahrt in Lana um 10.00 Uhr am Tribusplatz. Anmeldung erforderlich.