Ernest Wichner, geboren 1952 in Guttenbrunn /Rumänien, gehörte der Schriftstellergruppierung Aktionsgruppe Banat an. 1975 siedelte er in die BRD über und lebt seitdem als Autor, Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber in Berlin. Seit 2003 leitet er das Literaturhaus Berlin. Verankert im Freundeskreis um Herta Müller und Richard Wagner, musste er zuletzt im Fall des als frühen IM enttarnten Oskar Pastior die Erfahrung machen, wie ambivalent sich Biografien gerade im Kosmos des östlichen Totalitarismus gestalten. Den Gedichtband „bin ganz wie aufgesperrt“ (2011) trägt vor allem das Thema der Liebe, die verletzbar und zerbrechlich ist, unstet, zerrissen und begleitet von Lüge und Enttäuschung. Gedichtbände zuletzt: Die Einzahl der Wolken, (2003), Rückseite der Gesten (2003), bin ganz wie aufgesperrt (2011).
Rita Chirian, geboren 1982 in BotoÅŸani, Rumänien, ist Dichterin, Kritikerin und Übersetzerin aus dem Französischen und veröffentlichte bislang zwei Gedichtbände: Sevraj (Entzug), 2006 und poker face, 2010. Für ihren ersten Gedichtband erhielt sie 2007 den nationalen Poesiepreis „Mihai Eminescu“. Mit ihren rauhen, mitunter neoexpressionistisch-drastischen Gedichten zählt Rita Chirian zu den bedeutendsten rumänischen Dichterinnen der jüngsten Generation.
Iulian Tănase, 1973 in Bukarest geboren, lebt dort als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlichte bislang zehn Gedichtbände, Kurzprosa und Collagenbände, u.a.: 1999 Îngerotica (Engelerotik); 2002 Iubitafizica (Geliebtenphysik); 2003 Sora exactă (Die genaue Schwester); 2007 Abisa (Abgründe); 2009 Adora. Gedichte in deutscher Übersetzung in: Balkanische Alphabete: Rumänien, 2009. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Hubert Burda-Stipendium für Poesie ausgezeichnet, 2011 vom Kulturzentrum der Minoriten Graz. Mit groteskem Humor, kühnen surrealistischen Metaphern und Bildern reagiert er auf die neuen osteuropäischen Verhältnisse.
György Dragomán, geboren 1973, gehörte der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen an, bevor er 1988 mit seinen Eltern nach Ungarn übersiedelte. Heute lebt er als Filmkritiker, Übersetzer und Schriftsteller in Budapest. Die Erfahrung der kommunistischen Diktatur und der Beklemmung ihres Systems, die staatlich verordnete Grausamkeit und gleichgültige Bestialität schillert in all seinen bisherigen Romanen brillant durch. Der Roman „Der Weiße König“, der international große Aufmerksamkeit erlangte, schildert konsequent aus der Perspektive eines Kindes die Amoralität einer politisch terrorisierten Gesellschaft.
Ein Elfjähriger wird 1987 Zeuge, wie Beamte des Geheimdiensts seinen Vater abholen. Von Monat zu Monat schwindet die Hoffnung, ihn wiederzusehen. Mit rührender Aufmerksamkeit versucht der Junge, der tapferen, als Jüdin und „Dissidentin“ geächteten Mutter den Vater zu ersetzen, während er ihr die Schikanen in der Schule verschweigt. Er begleitet sie zum „Genossen Botschafter“, von dem sie sich Hilfe erhofft, sinnt auf eigene Wege, um den Vater aus dem Arbeitslager am „Donaukanal“ freizubekommen. Im Turnlehrer, der die Kinder bei Radioaktivitätsalarm zum Fußballspiel zwingt, in den verrohten Jugendlichen, die vor keiner Gewalttat zurückschrecken, in den Bauarbeitern, die behaupten, seinen Vater gesehen zu haben – überall begegnet ihm das zynische Spiel mit Angst und Hoffnung, Erpressung und Verrat. Doch er führt seinen Krieg, wehrt sich gegen die Unmenschlichkeit, und in einem grandiosen Finale kämpft er um seinen Vater – gegen die ganze Welt.