Der Nachmittag des zweiten Literaturtages Lana nähert sich der Ukraine und ihren Schauplätzen des Krieges in ihrem Leid, ihrem Widerstand und ihrer Geschichte und stellt die Frage nach der literarischen und historischen Erzählung. Mit Kateryna Mishchenko, Katharina Narbutovic, Karl Schlögel, Olaf Kühl, Marcel Beyer und Ernest Wichner
Samstag, 26. August 2023
11.00
Marta Kijowska: Nichts kommt zweimal vor. Wisława Szymborska. (Schöffling & Co. Verlag, 2023) Zum 100. Geburtstag der polnischen Dichterin.
Lesung und Gespräch
Moderation: Katrin Hillgruber
12.30
Jakub Małecki: Rost (Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2019) und Saturnin (Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2022)
Lesung und Gespräch
Moderation: Christian Ruzicska
16.00
Kateryna Mishchenko: Aus dem Nebel des Krieges (Suhrkamp Verlag, 2023)
Lesung und Gespräch
Moderation: Katharina Narbutovic
18.00
Karl Schlögel: Sprachlosigkeit in Zeiten des Krieges. Über die Ohnmacht der Rede.
Vortrag und Gespräch
Moderation: Olaf Kühl
20.00
Marcel Beyer: Die tonlosen Stimmen beim Anblick der Toten auf den Straßen von Butscha (Wallstein Verlag, 2023)
Lesung und Gespräch
Moderation: Ernest Wichner
16.00
Kateryna Mishchenko und Katharina Raabe: Aus dem Nebel des Krieges (Suhrkamp Verlag, 2023)
Ausgangspunkt der Begegnung mit Kateryna Mishchenko ist das jüngst erschienen Buch „Aus dem Nebel des Krieges“. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind Tausende Menschen umgekommen, Hunderttausende haben Terror und Zerstörung erlitten, Millionen Bürger sind geflohen. Dennoch: unterstützt vom Westen, halten Staat und Gesellschaft stand. Aus dem Nebel des Krieges entsteht eine neue, ungewisse Zukunft. Die Autorinnen und Autoren des Bandes – Schriftsteller, Wissenschaftlerinnen und Aktivisten, Künstlerinnen und Journalisten – halten die Gleichzeitigkeit fest: die Ruinierung des Lebens und seiner Orte; die zivile und militärische Selbstbehauptung; den Willen, eine neue, friedliche Heimat zu schaffen. Sie beschreiben und analysieren die Situation der traumatisierten Menschen im Krieg – ihre tiefgreifende Veränderung, ihre Fähigkeit, sich in sehr unklaren Zeiten dennoch wiederzufinden.
Lesung und Gespräch
Moderation: Katharina Narbutovic
18.00
Karl Schlögel: Sprachlosigkeit in Zeiten des Krieges. Über die Ohnmacht der Rede
Karl Schlögel, einer der führenden Osteuropa-Historiker und profiliertesten Kenner des postsowjetischen Europa, spricht über die russische Invasion und die Bedeutung der Ukraine für Europa und dessen Neuvermessung. Die erschütternde und eingebrochene Erfahrung von Gewalt, die mit der Annexion der Krim ihren Ausgang hatte und nun in den Angriffskrieg Russlands mündete, erfordert eine Position zwischen historischer Erklärung und Bewältigung einer erlebten, katastrophalen Gegenwart, von der nicht absehbar ist, wie sie ausgehen wird.
„Unvorstellbar“, schreibt Schlögel, „war die Vokabel des Tages nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Seither ist das Unvorstellbare Alltag geworden, und doch tun wir uns nach wie vor schwer, dafür Worte zu finden. Ein Eingeständnis ohne mildernde Umstände.“
Karl Schlögel spricht mit Olaf Kühl, Übersetzer und Experte der osteuropäischen Geschichte. Jüngst erschien sein Buch „Z. Kurze Geschichte Russlands, von seinem Ende her gesehen“. Darin stützt sich der Slawist auf seine langjährige Erfahrung mit dem Land und seinen Leuten, aber auch auf seine Begegnungen mit hohen Politikern und Geheimdienstler Russlands nach der Jahrtausendwende und kommt nicht emotionslos auf entschiedene Schlüsse der Analyse.
Vortrag und Gespräch
Moderation: Olaf Kühl
20.00
Marcel Beyer: Die tonlosen Stimmen beim Anblick der Toten auf den Straßen von Butscha (Wallstein Verlag, 2023)
Der Angriffskrieg auf die Ukraine als Zeitwende – nicht nur des Politischen, sondern auch des Erzählens? In seinen Vorlesungen zur Wuppertaler Poetikdozentur für faktuales Erzählen reflektiert Marcel Beyer die Bedeutung der Medien für die Konstitution von »Wirklichkeit« in Zeiten des Krieges: Wann berichte ich nur über das, was ich auf Bildern sehe, wann berichte ich und füge unbewusst meine Imaginationen hinzu? Wann berichte ich nicht mehr nur, sondern erfinde? Kann ich von dem berichten, was ich gesehen habe, ohne zu imaginieren? Was meint »Erfindung«, was »Bericht« und welche Rolle kommt dem Schriftsteller dabei zu? Ausgehend von der persönlichen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung aus der Ukraine im Frühjahr und Sommer 2022 eröffnet Beyer so Einsichten in die Funktionen des Erzählens zwischen Fakten und Fiktionen.
Lesung und Gespräch
Moderation: Ernest Wichner