31.08.2024
Schallerhof, Raffeingasse 2, Lana

Samstag, 31. August 2024

11.00: Andreas Petersen: Der Osten und das Unbewusste. Wie Freud im Kollektiv verschwand. (Klett-Cotta, 2024)
Buchvorstellung mit Ernest Wichner

12.00: Radka Denemarkova: Stunden aus Blei (Hoffmann & Campe Verlag 2022)
Lesung und Gespräch
Moderation: Christine Vescoli

20.00: Ulrich Matthes liest Texte von Franz Kafka

10.30: 89 mm od Europy (POL, 1993, Regie: Marcel Łoziński, 12 Min.)

89 mm od Europy ist ein polnischer Dokumentar-Kurzfilm von Marcel Łoziński aus dem Jahr 1993. Der Film befasst sich mit dem 89-Millimeter-Unterschied in den Spurbreiten von Eisenbahngleisen in Europa und der ehemaligen Sowjetunion. Die Dokumentation war 1995 für den Oscar für den besten Dokumentar-Kurzfilm nominiert.
Der Film zeigt die Routine im Bahnhof Brest-Zentralny, wo die europäische Normalspur von 1435 mm auf die russische Breitspur von 1524 mm trifft und die Radsätze aller Züge ausgetauscht werden müssen.

Ernest Wichner © Ulrich Egger

Andreas Peters: Der Osten du das Unbewusste. (Klett Cotta 2024)

Andreas Petersen verfolgt die historischen Linien des Unbewussten in Ost und West. Er beschreibt, wie die Tiefenpsychologie in der Sowjetunion zunächst gefördert und dann in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts vollständig verworfen wurde. Während es in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem »psychological turn« kam, blieb das Unbewusste in Osteuropa offiziell tabu. Dies galt bis 1989 – mit Folgen bis in die Gegenwart.
Ausgehend von Freuds Entdeckung des Unbewussten vollzog sich in den USA und dann in Westeuropa im 20. Jahrhundert ein »psychological turn«, der in einer Neupositionierung von Individuum und Gesellschaft mündete. Selbstverwirklichung und Glücksversprechen durch Individualisierung wurden zum prägenden Gesellschaftsmodell für die Nachkriegsgesellschaften. Und der Osten? Nach einem anfänglich starken Interesse an Tiefenpsychologie und Analyse wurden unter Stalin alle individualpsychologischen Ansätze verbannt und durch die rein biologistische Theorie von Ivan Pawlow ersetzt. Andreas Petersen zeichnet diese weniger bekannte, doch gesellschaftlich eminent folgenreiche Entwicklung plastisch nach, auch anhand charakteristischer Biographien von Analytikern, Klinikärzten und Psychologen, die harten Kämpfen und Verfolgungen ausgesetzt waren. Die zunehmende Entfremdung zwischen Ost und West hat ihre Wurzeln auch in der unterschiedlichen psychohistorischen Prägung.

copyright by Foto Fischer,

Radka Denemarkova: Stunden aus Blei (Hoffmann & Campe Verlag 2022)
Lesung und Gespräch

Peking ist der Sehnsuchtsort für eine Gruppe von Europäern, die nach China kommen, um sich zu finden und ihr Leben in neue Bahnen zu lenken. Doch den Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung sind in dem kommunistischen Land starre Grenzen gesetzt. Die Begegnung mit chinesischen Dissidenten stellen ihre Wertvorstellungen auf die Probe, und sie alle geraten an einen dramatischen Wendepunkt in ihren Leben. Den Mittelpunkt dieser Gruppe bildet eine tschechische Schriftstellerin, die sich voller Überzeugung für demokratische Werte einsetzt und zum moralischen Leitstern für eine chinesische Studentin wird. Die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte animiert die junge Frau schließlich zum politischen Widerstand – mit fatalen Folgen.

Radka Denemarkovás literarisches Werk über das Land, das sie nicht mehr betreten darf.

»Radka Denemarkovás Prosa ist ein Zauberspiegel.« Olga Tokarczuk

Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis des Landes Steiermark 2022

Ulrich Matthes ©Flo Nitsch

Ulrich Matthes liest Texte von Franz Kafka

2024 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Franz Kafka. Einzigartig und einprägsam, vielschichtig und bodenlos im Denken, radikal in einer neuen Sprachfindung, bleibt er ein Gigant der Literaturgeschichte, der immer wieder neue Aufgaben gibt. Die Literaturtage Lana widmen ihm den Abschlussabend der Literaturtage 2024 mit Ulrich Matthes.
Wer den gefeierten Schauspieler einmal lesen hörte, weiß um die Kraft seiner Stimme, die zu bannen vermag, und um die markante Klarheit, in denen er den Texten begegnet. Mit seiner fesselnden Art des Vortrags, die ihn zum gefragten Hörbuchleser machte, fasziniert Ulrich Matthes und schält dabei die Literatur so scharf heraus, dass man mitunter erschaudert. In Lana liest Ulrich Matthes u.a. „Die Brücke“, „Das Urteil“, „Vor dem Gesetz“, „Ein Landarzt“, „Der Nachbar“, „Kinder auf der Landstraße“.

„Wie können Narren müde werden!“ (Aus: Kinder auf der Landstraße)

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