Eine Hommage erinnert an die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer (1920 – 1979), die heute zum Kanon der deutschen Literaturgeschichte gehört.
Mit Daniela Strigl und Sophie Rois
Frau eines Zahnarztes, von dem sie finanziell abhängig war, verfügte Marlen Haushofer zwar nicht einmal über ein „Zimmer für mich alleine“, schrieb ihre Bücher vielmehr am Küchentisch, frühmorgens von halb fünf bis halb sieben, mit der Hand in Schulhefte. Dabei entstanden aber einige der wichtigsten literarischen Werke des 20. Jahrhunderts.
Mit klarem Blick und eindringlicher Sprache erzählt Marlen Haushofer von der Begrenzung weiblicher Lebensräume, von den Abgründen verdrängter Kriegserfahrungen unter einer bürgerlichen Oberfläche und von kosmischen Naturkatastrophen unvorstellbaren Ausmaßes. „Meine Bücher sind alle verstoßene Kinder.” Sie atmen die Trostlosigkeit und Einsamkeit von Frauen, die an der Ausweglosigkeit einer von Gewalt beherrschten Welt und der Isolation, in der sie gefangen sind, zu zerbrechen drohen. „Oder war da manchmal noch etwas anderes? Für Augenblicke?”
Heute sind Marlen Haushofers Romane Klassiker – allen voran „Die Wand“ – und werden nicht nur international gepriesen, sondern auch von jeder Generation wiederentdeckt, neu und anders gelesen.
Aufzunehmender Quellen- und Copyright-Vermerk:
Marlen Haushofer: Die Wand.
© 2004 List in der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin.
Die Wand
Eine Frau will mit ihrer Cousine und deren Mann ein paar Tage in einem Jagdhaus in den Bergen verbringen. Nach der Ankunft unternimmt das Paar noch einen Gang ins nächste Dorf und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen stößt die Frau auf ein unsichtbares, glattes, kühles Hindernis – eine unüberwindbare Wand, hinter der Totenstarre herrscht. Abgeschlossen von der übrigen Welt, richtet sie sich inmitten ihres engumgrenzten Stücks Natur und umgeben von einigen zugelaufenen Tieren aufs Überleben ein.
Die Wand ist ein überwältigend beeindruckender Bericht über die vollkommene Isolation einer Frau jenseits der Gesellschaft. Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt, für Film und Theater adaptiert, und gilt als Marlen Haushofers wichtigstes Werk.
„So war mein Leben geteilt in schreckliche Nächte und vernünftige Tage“
Daniela Strigl, Literaturwissenschafterin aus Wien, deren Arbeit zu Marlen Haushofer zum Standard der Betrachtung Haushofers gehört, spricht über den Roman und das Leben der Autorin.
Sophie Rois liest aus „Die Wand“. Für ihre Virtuosität und Leidenschaft ist sie als Schauspielerin am Theater und im Film bewundert und vielfach ausgezeichnet worden. Wenn Sophie Rois liest, ist der Eindruck der Brillanz nicht kleiner.