In seiner 14. Ausgabe wird der N.C. Kaser-Lyrikpreis dem irischen Lyriker Trevor Joyce zugesprochen. Im Mountain Resort auf dem Vigiljoch wird der Preisträger mit der Übersetzerin Swantje Lichtenstein und der Preisstifterin Ursula Flora von den Bücherwürmern gefeiert.
wie sehr muss sich etwas ändern um ein anderer zu werden
so lange könnte
ein ding sein
und doch sich selbst überleben
wenn jeder geringste umstand die
wunden seiner zukunft birgt
ist nichts leichterdings zu
nehmen
(Übersetzung: Swantje Lichtenstein)
Sieben Lieder aus dem Türkischen und Finno-Ugrischen
Die Wahrheit
ich träumte
ich ersehnte
süße Früchte
Im Herzen
des Berges
Nähte des
silbernen
Glanzes
Iss auf, trink aus,
Viel Vergnügen
solange unsere
schimmernde Welt
noch lebt.
Wie der Winterweizen
im letzten Jahr
wuchs mein Haar kaum
und wurde geschoren.
Wie grünes Holz
wuchsen meine weichen
Knochen kaum
und wurden geschoren
Ich setzte Hafer
hinter der Scheune
jetzt kommt
die Sense
Ah, meine Cousins,
meine lieben Freunde
nun kommt das
Auf Wiedersehen.
Bei Tagesanbruch
die Nachtigall
ich dachte meine Mutter
riefe mich nach Hause.
In der weißen Nacht
der Klang des Kuckucks
ich dachte, mein Vater
riefe mein hinein
Grün der Trick
und blau das Geschirr
gute Farben
für ein weißgesichtiges Pferd.
Hinter deinem Rücken
spreche ich von deinen Fehlern
auch wenn du
protestierst
In den dunklen Wäldern
fliegen keine Mauersegler
Was machte eine blaue
Taube dort?
Keine Mutter,
keinen Vater,
hast du, was
steht dir bevor?
(für Marja Gaynor, 2007)
Zwei Lieder aus dem Ungarischen
Vater, komm nach Hause,
meiner Mutter geht’s nicht gut.
Warte ab, Tochter,
Ich tanze.
Vater, komm nach Hause,
meine Mutter wird geölt,
Warte ab, Tochter,
Ich tanze.
Vater, komm nach Hause,
meine Mutter ist tot,
Warte noch, Tochter,
Ich tanze.
Vater, komm nach Hause,
meine Mutter wird aufgebahrt,
Warte noch, Tochter,
Ich tanze.
Vater, komm nach Hause,
meine Mutter wird begraben.
Warte nach Tochter,
Ich tanze.