Dem Dichter, Romanautor, Filmemacher und Theatermann Thomas Brasch, seiner poetischen Rage und politischen Leidenschaft, ist eine Hommage im Rahmen der Literaturtage Lana gewidmet. Brasch, der nach seiner Ausreise in den Westen 1977 von den Medien zum Vorzeigedichter der DDR mutierte, ließ sich vor keinen ideologischen Karren spannen und blieb gegenüber jedweder Vereinnahmung immun. Mit seinem Werk durchquerte er bewusst die Widersprüche der Gesellschaft, denen er sich – ob es den Konflikt beider Deutschlands betraf oder das Gefälle der Generationen, die realsozialistische Arbeitswelt oder die als junger Mann abgebüßte Gefängnisstrafe wegen „staatsfeindlicher Hetze“ – mit allen Facetten am eigenen Leibe aussetzte.
Durchaus Kind seiner Zeit, war Brasch doch zu keinem Zeitpunkt gefährdet, Sprachdenken und Formreflexion an den Zeitgeist zu verraten. Zu suspekt war ihm der „Filz (…) der verkommenen nachbürgerlichen Beziehungen und Pseudowerte“ (Christa Wolf); zu sehr war er geschult an jenen Autorenfiguren, die wir Pier Paolo Pasolini oder Jean Genet, „Erfahrung und gleichzeitig poetische Höhe haben“; zu gut wusste er, der feiner Kenner und Übersetzer der Werke Shakespeares und Tschechows, um den Gehalt der „Stoffe von gestern“, die er in eien „Form von heute“ zu übertragen suchte. So war Thomas Brasch ein im besten Sinne nervöser Dichter, der aus Zuständen der Reibung und Entzündung, wie sie ihm nicht zuletzt in der Werkstatt des Theaters begegneten, ästhetische Funken schlug.
Dem immens vielseitigen Künstler Thomas Brasch, seiner tief schürfenden Empörung und seiner hochherzigen Haltung, seinem lebenslangen Bestreben, der quälenden Trennung zwischen „privat“ und „öffentlich“ Herr zu werden, soll aus unterschiedlichen Perspektiven begegnet werden.
Wo Narren Helden sind, sind Helden Narren (Thomas Brasch)
21. August 2018
„Vom Lieben und vom Lassen“ Der Dichter Thomas Brasch
17.00 Einführung: Martina Hanf, Hermann Wündrich
18.00: „Der Riß der Zeit, der durch den Mann geht“. Annäherungen und Gespräche.
Mit Volker Braun, Martina Hanf und Hermann Wündrich
20.00: Angela Winkler: „Wer durch mein Leben will, muß durch mein Zimmer“. Lesung aus Texten von Thomas Brasch. Zusammenstellung: Hermann Wündrich
22.30: Film: „Domino“ (Thomas Brasch, D, 1982)