Esther Kinsky und Martin Pollack kennen die Gegenden Polens und die Spuren des alten Galizien, sie kennen Randzonen und Provinzen, die Grenzen und Geschichten von Regionen, die durch Nationalismen gekennzeichnet sind und „kontaminierte Landschaften“ zeichnen. Esther Kinsky, skrupulöse Denkerin der Übergänge, stellt einen für Lana geschriebenen Essay zur Heimat vor und Martin Pollack seinen eben erschienenen Roman.
18.00 Uhr
Esther Kinsky: Wiege der Fremde
Die Autorin und Übersetzerin Esther Kinsky ist eine stille Nomadin durch Gegenden und Gelände, die keine klaren Zugehörigkeiten haben. Sie dringt in Grenzgebiete Ungarns, Rumäniens und Serbiens vor und begibt sich als Fremde in teilweise unbehauste Landschaften und Dörfer im Banat oder Friaul, während sie auch das Leben in der Großstadt von London oder Berlin kennt. In ihrem Text, den sie in Lana vorträgt, geht es um „Mischgelände“ und Randzonen, in denen die Fragen von Heimat und Fremde andere Bedeutungen erlangen als im „Zentrum“.
20.00 Uhr
Martin Pollack: Die Frau ohne Grab (Hanser Verlag, 2019)
Nach „Der Tote im Bunker“ folgt Martin Pollack den Spuren seiner Tante, die am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Tode kommt und deren Grab nie gefunden wird.
Sommer 1945: Die siebzigjährige Pauline Drolc, geborene Bast, wird von jugoslawischen Partisanen in ihrem Heimatort Tüffer, slowenisch Lasko, verhaftet und in das provisorische Internierungslager Schloss Hrastovec gebracht. Wenige Wochen später ist sie tot. Ihr Grab wird nie gefunden. Pauline ist die Großtante von Martin Pollack, dessen Buch über den eigenen Vater, SS-Sturmbannführer Gerhard Bast, zu den Meilensteinen der Erinnerungsliteratur zählt. Und sie ist die Einzige in der stramm deutschnationalen Familie, die am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Tode kommt. In seinem detektivisch recherchierten Bericht erzählt Martin Pollack über das Schicksal eines Menschen, das beispielhaft ist für die historischen Verstrickungen an einem kleinen Ort zwischen den Grenzen.