31. August 2022; 17.00 Uhr
Raiffeisenhaus Lana

Mittwoch, 31. August 2022

18.00 Uhr
Ilma Rakusa: Kein Tag ohne (Droschl Verlag 2022)
Moderation: Christine Vescoli

19.00 Uhr
Valzhyna Mort: Musik für die Toten und Auferstandenen (Aus dem Belarussischen von Katharina Narbutovic. Suhrkamp Verlag 2021)
Moderation: Katharina Narbutovic

20.00 Uhr
Ljudmila Ulitzkaja: Ein Portrait
Einführung: ILma Rakusa
Lesung: Patrizia Pfeifer
Filmgespräch mit Ljudmila Ulitzkaja von Ganna Maria Braungardt und Christine Vescoli

„Kein Tag ohne“ ist eine lyrische Chronik der vergangenen zwei Jahre – persönlich, intim und zugleich Ilma Rakusas politischstes Buch. Von Oktober 2020 bis Februar 2022 vergeht für sie kaum ein Tag ohne Gedicht.
Was ist in dieser Zeit nur alles geschehen. Die andauernde Corona-Pandemie, die Wiedereroberung Kabuls durch die Taliban, Niederschlagung der Demokratiebewegung in Belarus und jüngst der schreckliche Krieg Russlands gegen die Ukraine.
Ilma Rakusa ist Kosmopolitin, eine femme de lettre und Expertin Osteuropas. Dass sie diese grauenhaften und schockierenden Ereignisse nicht unberührt lassen, zeigen Zeilen wie diese: »du willst noch retten / was zu retten ist / nur wie? / ein Wechselbad ist diese Zeit / ihr Siegel: / Bitterkeit«

llma Rakusa, geboren 1946 in der Slowakei, ist Schriftstellerin, Publizistin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin zahlreicher Werke aus dem Russischen, Französischen, Ungarischen und Serbokroatischen. Auszeichnungen: u.a. 1991 mit dem Petrarca-Übersetzerpreis, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2003 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis. Die Autorin lebt in Zürich, seit 1977 Lehrbeauftragte an der dortigen Universität.

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Eine pointierte, harte, rhythmische Diktion zeichnet Valzhyna Morts Poesie aus. Ihr Ton hat etwas Unerbittliches. Mit Belarus, dem Land ihrer Herkunft, in dem die Stille auch die Stille ist, die über Gräberfeldern liegt, wird sie nicht fertig. In einer Stadt aufgewachsen zu sein, in der »Straßen die Namen von Mördern« tragen – das kontaminiert die Erinnerung. Nur weil man »sie mal mit einem Skalpell in der Hand gesehen hat, glauben manche schon, dass die Zeit Wunden heilt«. Die N.C. Kaser Preisträgerin 2022 schreibt und spricht über ein Land, das nicht anders als die Ukraine von der russischen Herrschaft so tief geprägt wurde und wird, dass es eine sowjetisch-kommunistische Vergangenheit noch lange nicht abgeschlossen zu sein scheint.

Valzhyna Mort, 1981 in Minsk geboren, graduierte an der Minsk State Linguistic University im Fach Englisch. Sie lebt seit vielen Jahren in Washington, D.C., und lehrt an der Cornell University. N.C. Kaser-Lyrikpreis 2022; International Griffin Poetry Prize 2021; Stipendium der amerikanischen Lannan-Foundation 2010
Katharina Narbutovic, geboren 1967, zunächst tätig als Lektorin, Übersetzerin und Publizistin. Sie arbeitete beim Colloquium Berlin und DuMont-Verlag, leitete das Künstlerprogramm des DAAD. Seit 2017 ist sie im Bundespräsidialamt zuständig für Kunst, Kultur, Kirchen und Religionsgemeinschaften.
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Valzhyna Mort, © Ekko von Schwichow

Ljudmila Ulitzkaja ist eine der wichtigsten Stimmen der russischen Gegenwartsliteratur. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk zählt zur Weltliteratur. Es beeindruckt durch den scharfsinnigen und unbestechlichen Blick, der im Privaten unaufdringlich das Politische zeichnet und darin nicht zuletzt die langen Spuren des homo sovieticus aufzeigt. So erzählt Ulitzkaja von alltäglichen Dingen, von durchschnittlichen Leben, allermeist von Frauenschicksalen, von einfachen Menschen, die sich bei allem Leid und aller Angst, die sie erfahren müssen, durch große Souveränität, durch Unverzagtheit und Humor auszeichnet. Als scharfe Kritikerin des Kremls lebt Ulitzkaja seit April im Exil in Berlin. „Schmerz, Angst und Scham“, empfinde sie seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine.
In dem Videogespräch, geführt von Christine Vescoli und Ganna-Maria Braungardt, erzählt die Autorin über den 24. Februar 2022, über Freiheit und die Seele Russlands, das Heimweh und ihr Schreiben. Ganna-Maria Braungardt, ihre kongeniale Übersetzerin, stellt Ljudmila Ulitzkaja und Ausschnitte aus deren Werk vor.

Ljudmila Ulitzkaja, 1943 geboren, wuchs in Moskau auf und ist eine der wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands. Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa. Bei Hanser erschienen Die Lügen der Frauen (Erzählungen, 2003), das Kinderbuch Ein glücklicher Zufall (2005), Ergebenst, euer Schurik (Roman, 2005), Maschas Glück (Erzählungen, 2007), Daniel Stein (Roman, 2009), Das grüne Zelt (Roman, 2012), Die Kehrseite des Himmels (2015), Jakobsleiter (Roman, 2017), Eine Seuche in der Stadt(Szenario, 2021) und Alissa kauft ihren Tod (Erzählungen, 2022). 2008 erhielt Ljudmila Ulitzkaja den Alexandr-Men-Preis für die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland und Deutschland, 2014 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur sowie 2020 den Siegfried Lenz Preis.

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