Die Lesungen mit Serghij Zhadan und Juri Andruchowytsch, die letzthin in Lana stattfanden, gaben beeindruckende Einblicke in das zweitgrößte Land Europas, das nicht nur durch politische und gesellschaftliche Bruchstellen und Disparitäten gekennzeichnet ist und vermehrt von einer unvereinbaren Trennung von Realität und Mythos, von antidemokratischem Nationalismus und eurokratischer Orientierung geprägt ist. Auch die sprachliche und literarische Situation der Ukraine ist vielfach von vergleichbaren Brüchen getragen, die unterschiedliche Zentren gebildet haben: Dort entsteht Dichtung, die ästhetisch auf ganz unterschiedliche Traditionslinien verweist und inhaltlich verschiedene Themen verhandelt – auf Ukrainisch wie auf Russisch wird das Leben zwischen Karpaten, Krim und Donezplatte beschreiben und wird vertrackt nach der Verwurzelung zwischen dem Osten und dem Westen, zwischen langen Vergangenheiten und paradoxen Zukunftsentwürfen, zwischen europäischen und asiatischen Gesellschaftsmodellen gesucht.