Der Südtiroler Maler und Radierer Markus Vallazza (1936–2019) befasste sich fast zehn Jahre lang mit Dantes Divina Commedia und schuf eine viel beachtete Serie hochwertiger Radierungen. In den Skizzenbüchern dazu finden sich u. a. nicht weniger als 378 Variationen auf ein bekanntes Dante-Porträt, ein Profilbild mit markanter Hakennase.
Erika Wimmer Mazohl ließ sich von diesen Miniaturen – auch »Psychogramme« oder »Kopfgeburten« – aus dem Skizzenbuch zum Inferno anregen. Ohne allzu offensichtlichen Bezug auf Dante und Vallazza entsteht ein Panorama des Individuell-Menschlichen von der intimen Liebesbeziehung mit aller Körperlichkeit über Reisen an andere Orte, in andere Zeiten und andere Milieus bis zu umfassenden Verortungen auf der Erde oder gleich im Universum. Erika Wimmer Mazohl gestaltet plastische Szenen und erzählt kleine Geschichten, gewichtet sorgfältig ihre Sprachen – das Deutsche und in Einsprengseln auch das Italienische – und versieht ihre witzigen, archaischen, erschütternden Texte jeweils mit einer Zuordnung: Kartografisch etwa liest man da, planetarisch, libidinös, expressiv, maskiert oder verschnupft. Ein anregendes, mehrschichtiges Lesevergnügen, denn kein Mensch und kein Gedicht hat nur ein einziges Gesicht.