Als 1875 der Roman „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert erschien, wurde er nicht nur zum Skandal in einer Zeit bürgerlicher Biederkeit, der es „wegen Unmoral“ bis vor Gericht brachte. In der Radikalität der künstlerischen Form avancierte er bald auch zur „Formel des modernen Romans“ (Émile Zola), die durch ihren Stil „unsere Sicht der Dinge beinahe ebenso erneuert wie Kant“ (Marcel Proust).
Emma Bovary ist eine der faszinierenden Frauen der Weltliteratur. Sie lebt in der Provinz und träumt von großer Leidenschaft, großer Liebe und großem Leben. Gelangweilt von ihrer Ehe mit dem Landarzt Charles, sieht sie die ersehnten Erregungen bald im Ehebruch. Doch weder der blasse Kanzlist Léon noch der Provinz-Don-Juan Rodolphe kann ihrer immer weiter wachsenden Lebensgier genügen. Gustave Flauberts Roman ist beides: das hinreißende Drama einer Frau, die an ihrem eigenen Verlangen und an ihrer Umwelt scheitert, und das Werk, mit dem die moderne Literatur begründet wurde.
Elisabeth Edl, vielfach und mit großen Preisen ausgezeichnet, hat den Roman neu übersetzt und durch die vielsinnigen Feinheiten gezeigt, worin Flauberts unvergleichliche Modernität liegt, die einen neuen Begriff der Wirklichkeit für die Literatur schuf: der vom Leben, der Liebe und dem Sterben einer Frau so erzählte, als sei der Leser selbst dabei, vom ersten bis zum letzten Augenblick.