Erinnerung an ein totgeborenes Kind in den Wirren der 1920er-Jahre im Südtiroler Aibeln. Josef Oberhollenzer geht in seinem neuen Roman über das fiktive Aibeln und dessen großen Schriftsteller Vitus Sültzrather zurück in die Zeit zwischen den Kriegen, zurück in die Kindheit Sültzrathers und die Zeit vor seiner Geburt. „Zuber“ ist nach „Sülzrather“, mit dem Josef Oberhollenzer 2018 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, der zweite Roman einer Trilogie, erschienen im Folio Verlag.
Im Zentrum von Zuber stehen polizeiliche Willkürmaßnahmen aus der Zeit des Faschismus, die wie eine Naturkatastrophe über den kleinen Südtiroler Ort Aibeln hereinbrechen. Die Ereignisse wirken traumatisch nach. Man redet nicht über die eigene Scham, die Ohnmacht, die hilflosen Versuche, sich zu wehren. Es bleibt ein Stachel im Gedächtnis des Dorfes. Das Buch handelt aber auch davon, wie das Schweigen gebrochen werden kann – durch Freundschaft.
Josef Oberhollenzer geht in seinem neuen Roman über das fiktive Aibeln und dessen großen Schriftsteller Vitus Sültzrather zurück in die Zeit zwischen den Kriegen, zurück in die Kindheit Sültzrathers und die Zeit vor seiner Geburt. Erst nach und nach setzen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen – eine ungewöhnliche Erkundung der jüngeren Südtiroler Geschichte.
Aibeln, heißt es, liege abseits der geschichte, die es zu erzählen gilt; da sei kaum etwas, nein, da sei jahrhunderte nichts geschehn, was einem im gedächtnis geblieben sei und was einem andern als einem solchen zu erzählen gewesen wär: Kaum habe man außerhalb seiner grenzen von der anwesenheit dieses dorfes gewußt. Da sei man morgens aufgestanden, da sei man abends ins bett gegangen, da habe man in die zukunft hinein gelebt, als ob sie die vergangenheit wär: Wer geboren worden sei, der würde einmal sterben, so oder so, sagt F., und nur selten auf eine weise, die anders gewesen wäre als die übliche; davon jedoch habe man auf dem friedhof sich dann noch nach jahren erzählt.