In Julian Peter Messners Gedichten stecken Selbstreflexion, Humor und ganz viel Liebe – für das Schreiben, für die Frauen in seinem Leben, für die Welt, in der er lebt. Für die Welt, die Menschen wie ihn* nicht haben will, obwohl sie doch so viel ärmer wäre ohne sie.
Das Ich, das in diesen Texten ich sagt, weiß von keinem lyrischen Ich, kennt keine Metaphern-Theorie und keine rhetorischen Figuren in ihren poetischen Funktionen. Es ist ein ganz existenzielles, meint sich selbst, den eigenen Körper, die eigene Sprache. Es ist ein selbstbewusstes, das sich seinen Ängsten stellt, seinen Träumen, seinen Wünschen, sich seiner Kraft bewusst ist: „ich bin ein stamm von baumespracht“. Neugierig steht es zur Welt, nimmt auf, was diese gibt, die Ohrenimmer auf empfang gestellt“. Stellt sich quer, hält ihr den Spiegel vor.
Es weiß auch um die Zerbrechlichkeit der eigenen Existenz: ein Leben, das heute schon sehr viel fraglicher geworden ist als zur Zeit der eigenen Geburt. „trisomie 21 führt meist zu abtreibung / stand in einer zeitung“ Und: „ich bin julian ich habe trisomie 21 oder das downsyndrom / wenn mama mich ………..“ Eine Leerstelle klafft: Ich könnte auch nicht geboren sein. Dann das fulminante Plädoyer für diese Geburt, nicht nur dem eigenen Leben zugerufen, sondern uns allen.
im zweifelsfall dagegen
trisonomie 21 führt meist zu abtreibung
stand in der zeitung
ich bin julian ich habe trisonomie 21 oder das down-syndrom
wenn mama mich ……..
hätte opa nie „nuzzo pui“ zu mir sagen können
wär ich nicht der liebling meiner tanten
könnte ich keine männergespräche mit markus führen
hätte ich keine gedichte geschrieben
und keine bilde rgezeichnet
wär ich nicht autor von hochzeitsfieber am gardasee
und regie hätt ich auch nicht geführt
wäre nie als schauspieler auf der bühne gestanden
und ginge nicht in die kunstwerkstatt
ich wäre kein bandleader und sänger
und auch nicht der ehemann von annemarie
ich wäre nichts und niemand
die welt wäre ärmer ohne mich
und ohne annemarie
und gustav
und günther
und klaus
und manuela
und barbara
und stefanie
und thomas
und haymo
und daniela
und heidi
und lorenz
und manuel
und walter
und hansjörg
und bernd
und dietmar
und katharina
und seppi
und andreas
nd ilaria
und claudia
meine freunde mit down-syndrom
wir alle lachen und weinen
und leben sooooo gerne
in dieser verrückten welt