18.00 Uhr: Ann Cotten: Lesung aus „Verbannt!“
19.00 Uhr: Xaver Bayer und Hanno Millesi: Präsentation der Anthologie „Austropilot. Prosa und Lyrik aus österreichischen Literaturzeitschriften“
20.30: Kerstin Cmelka: Vortrag/Lecture-Performance der Wolfgang Bauer-Adaptation „Change“, mit Video-Auschnitten und Live-Darstellung (unter Mitwirkung von Hanno Millesi)
Ann Cotten
Wenn Ann Cotten reimt, dann fliegt einem der Verstand um die Ohren. Ihre Satzanfänge geben ein wenig Halt, eine erste Orientierung, um dann wieder abrupt die Richtung zu wechseln. Die Dichterin weiß, wie man eine Geschichte erzählt und eine kryptische Idee formuliert. Doch dann stößt sie alles beiseite und raunt dem Leser zu: „So nicht, mein Lieber. Zu früh gefreut.“ (Die Zeit, 30.06.2016)
Schlimm ist, wie die Zeit abläuft, sagte ich schon.
Wie unerbittlich ein Problem ins nächste
sich gießt und nie zurück ins Kästchen hinterm Megaphon fließt ein gesagtes Wort, und sei es auch das allerschwächste der Argumente, vom Schaumgipfel Scham das Höchste.
Man findet lieber einen komplett irren Reim,
lässt zu, das was passiert – passieren muss – , auch wirklich kein
Schwein mehr verstehen kann, weil es nichts zu verstehen gibt,
sodass der Realismus, niemals irrig, in den Irrsinn kippt.
Xaver Bayer & Hanno Millesi
Die österreichische Literaturzeitschriftenlandschaft war nie so groß und vielfältig wie in den 1970er-Jahren. Die Autoren Xaver Bayer und Hanno Millesi sind beim Lesen, Blättern und Durchforsten alter Ausgaben auf zahlreiche bemerkenswerte Texte gestoßen, die heute nirgends mehr zu finden sind. Mit »Austropilot« wollen sie diese Werke ein zweites Mal ins Rampenlicht rücken.
Mit Texten von (inzwischen) prominenten Autorinnen und Autoren ebenso wie von fast unbekannten oder beinahe vergessenen, darunter u.a. Friederike Mayröcker, Günter Brus, Peter Rosei, Nicolas Born, Hans Christoph Buch, Michael Krüger, Jürgen Theobaldy, Helmut Zenker, Erich Hackl, Margit Zadrovics und Georg Danzer.
„Die Vorgabe: Wir lesen sämtliche österreichische Literaturzeit- schriften von 1970 bis 1979, treffen eine Auswahl, ohne uns um Kanon oder Berühmtheiten zu scheren, sondern einzig darum be- müht, gute Texte ausfindig und wieder zugänglich zu machen.“
Kerstin Cmelka
In „Change“, einem szenisch untermauerten Vortrag mit Performance-Elementen, adaptiert Kerstin Cmelka, auf eine eigene Videoarbeit von 2009 Bezug nehmend, das gleichnamige Drama Wolfgang Bauers (1969), in dem mit beißender Ironie und unvergleichlicher Verve die Geschichte einer Manipulation erzählt wird: Der Provinzmaler Blasi, mit den gesellschaftlichen Mechanismen der Großstadt noch unvertraut, wird vom Maler Fery und dem Kunstkritiker Reicher als lebendiges Kunstwerk, als „objet trouvé manipulé“ für die Kunstwelt inszeniert. Kerstin Cmelka zeichnet die Geschichte dieser zusammen mit Freunden realisierten Hommage an einen der größten österreichischen Dramatiker neuerer Prägung nach und versucht zugleich eine selbstkritische Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Werk.