Swetlana Alexijewitsch: Das „rote“ Imperium existiert nicht mehr, der „rote“ Mensch aber ist noch da
Sechs Bücher hat Swetlana Alexijewitsch bislang veröffentlicht, doch im Grunde ist es ein einziges, an dem sie zeitlebens schreibt: Ein Buch über die Geschichte einer Utopie. Über „den Versuch, das Himmelreich auf Erden zu errichten“, wie sie es in ihrer Nobelvorlesung 2015 ausdrückte. „Doch am Ende blieben ein Meer von Blut und Millionen vernichteter Menschenleben.“ Swetlana Alexijewitschs Bücher beschäftigen sich mit dem individuellen Preis für die Utopie, den ein jeder, eine jede zahlen musste. Ihr Denken umkreist seither die Frage, warum es so schwer ist, sich aus den Zwängen der eigenen Zeit und den internalisierten Weltsichten zu lösen. Warum wurde in Belarus und Russland die Chance zur Freiheit und zu einem menschenwürdigen Leben vertan? Warum gelingt es nicht, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen? Was sind das für Menschen, die fähig sind, in der Ukraine ungeheuerliche Gräueltaten anzurichten wie in Butscha oder Irpin, wo stammen sie her? Und was wird für die Welt daraus erwachsen?
Lesung und Gespräch
Moderation: Katharina Narbutovic