30.08.2024
Schallerhof, Raffeingasse 2; Lana

Freitag, 30.08.2024

17.00
Magdalena Schrefel: Brauchbare Menschen (Suhrkamp Verlag 2022)
Lesung und Gespräch
Moderation: Ernest Wichner

18.00: Klaus Dörre: Demobilisierte Klassengesellschaft?
Referat
Moderation: Hans Heiss

20.00:
Ingo Schulze: Zu Gast im Westen. Aufzeichnungen aus dem Ruhrgebiet (Wallstein 2024)
Lesung und Gespräch
Moderation: Stefano Zangrando

Ingo Schulze © Ulrich Egger

Magdalena Schrefel: „Brauchbare Menschen“ (Erzählungen. Suhrkamp Verlag 2024)

Die neue Kollegin einer Sexarbeiterin ist aus Silikon. Ein Schlachtergehilfe hantiert in der »Fleischfabrik« mit hochmodernen Tötungsmaschinen. Und die Auszubildenden einer Flughafen-Security sollen verinnerlichen, dass erst regelkonformes Verhalten sie zu Menschen macht.
Magdalena Schrefels Figuren stehen vor den alltäglich-absurden Herausforderungen des Spätkapitalismus – Automatisierung, Kontrolle, Prekarität – und finden überraschende Wege, mit dem Unzumutbaren umzugehen. Und sie fragen nach den Bedingungen der Entstehung von Literatur: Wie macht sie sich Menschen zunutze? Und ist Literatur Arbeit, ja, sogar systemrelevante?

„Schrefel ist eine Meisterin der Figurenzeichnung mit lockeren Strichen, auch der Dialoge, die immer leicht am Absurden schrammen, hier spürt man die jahrelange Erfahrung als Dramatikerin. Dass es sich hier um ein Prosadebüt handelt, mag man kaum glauben.« Linda Stift, Die Presse

Von den absurden alltäglichen Herausforderungen des Spätkapitalismus

Prof. Klaus Dörre @Stella Weiss

Klaus Dörre: Demobilisierte Klassengesellschaft?

Während klassenspezifische Ungleichheiten weltweit zunehmen, sind politische und gewerkschaftliche Akteure, die auf der Klassenachse agieren, so schwach wie lange nicht. Statt sich links zu verorten, delegieren überdurchschnittlich viele Arbeiter ihre Interessen an die extreme Rechte. Wie ist dieses Phänomen demobilisierter Klassengesellschaften zu erklären? Lässt sich die Demobilisierung überwinden? Gibt es Chancen für einen demokratischen Aufbruch, der eine gerechtere Gesellschaft anstrebt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Vortrag des deutschen Soziologen Klaus Dörre, der seit vielen Jahren zur sozialen Frage in ihren zahlreichen Schattierungen forscht.

Gabi Gerster

Ingo Schulze: Zu Gast im Westen. Aufzeichnungen aus dem Ruhrgebiet (Wallstein Verlag 2024)

Seit über dreißig Jahren betrachtet der Westen den Osten. Als Gast im Westen beschreibt Ingo Schulze, dass die Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt.

Ein halbes Jahr verbrachte Ingo Schulze von Oktober 2022 bis März 2023 im Ruhrgebiet als »Gast im Westen«. Was ihn interessierte? »Einen Plan hatte ich nicht. Und erst allmählich begann ich meine ›Methode‹ zu erkennen: Wenn mich jemand einlud, bin ich hingegangen. Es gibt wohl kaum ein unsystematischeres Vorgehen. Aber jeder Plan wäre mir nicht weniger willkürlich erschienen.«
So entstanden ganz unterschiedliche Betrachtungen, Porträts, Reportagen – eine Grundschule, in der die Musik die Rolle der Sprache übernimmt, weil zu wenige Kinder Deutsch sprechen; ein Stadionbesuch mit einem Polizeipräsidenten a. D., der nicht mehr das Wort „Clankriminalität“ aussprechen wollte, es aber musste; ein Konzert im Alfried Krupp Saal der Essener Philharmonie führt zur Geschichte der Firma Krupp, zu den längsten Arbeitskämpfen der BRD und zu Europas größtem Binnenhafen; die Ruhe eines Kriegsgräberfriedhofs erscheint nicht mehr selbstverständlich; der Slapstick einer Theateraufführung setzt sich in der Wirklichkeit fort – über allem wabert ein Duft von Döner und Gyros und im Ohr hallen die Gesänge der Fußballfans nach.

„(…) wunderbar unprätentiöse und aufgeschlossene, der eigenen Neugier folgende und den darin auftauchenden Menschen zugewandte Texte (…).“ (Ulrich Rüdenauer, Südwest Presse)

„Über seine inhaltliche Stärke hinaus ist dieses Buch hervorragend geschrieben. Die Weisheit des Schriftstellers Ingo Schulze, sein Gespür für gute Geschichten, seine prägnante Sprache verwandeln diese Ruhrgebietstexte in fesselnde Erzählungen.“ (Cornelia Geißler, Berliner Zeitung)

„eine überaus lesenswerte Sammlung origineller Beobachtungen und ungewöhnlicher Porträts“ (Hannes Krauss, Literaturkritik)

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