Als der Roman „Wer ist Martha?“ von Marjana Gaponenko (*1981) erschien, löste er einen Sturm der Begeisterung aus. Ein „grandioses Fest“ wurde er genannt, ein „Jubel über die Schöpfung und ihre Wunder“, ein „ poetischer Schelmenroman“ und ein „hinreißender Genussroman“.
Wer Martha ist, wird hier nicht verraten, aber über Luka Lewadski kann Folgendes gesagt werden: Er ist Ornithologe aus der Ukraine und Verfasser einer bahnbrechenden Studie. Über seinen Forschungen ist er in die Jahre gekommen und 96 geworden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, sagt der Arzt. Und die will gut genutzt sein, sagt sich Lewadski. Also reist er nach Wien, steigt im noblen Hotel Imperial ab und lernt dort einen Altersgenossen kennen, dem der Lebensfaden auch schon kurz geworden ist. Wie die beiden Alten aus der Muppet Show in ihrer Loge sitzen die zwei beim Früchte-Wodka in der Hotelbar, kommentieren die Frisuren der Damen, rekapitulieren das mörderische vergangene Jahrhundert und träumen von der Revolution.
Wer ist Martha? ist ein wunderbar kühner Roman und großes Kino. Es geht um die Freude am Dasein, die Würde des Menschen, die Liebe zur Schöpfung. Marjana Gaponenko verhandelt diese und auch noch die letzten Dinge auf ihre eigene Art: so phantastisch und originell, lebendig und frech, dass sich selbst noch der Tod darüber kaputtlacht.