Am 9. Juni 2022 feiert Literatur Lana zwei Ausgaben des N.C. Kaser Lyrikpreises. Vor zwei Jahren, mitten in der Pandemie, wurde der Schotte JOHN BURNSIDE ausgezeichnet, in diesem Jahr geht der Preis der Bücherwürmer an VALZHYNA MORT aus Belarus. Ein Fest mit Michael Krüger, der die Laudationes hält, und Ursula Ganahl-Flora, die den Preis mitträgt, ehrt den Dichter einer magisch rätselhaften Schwermut und die Dichterin, in deren sprachmächtige Texte voller Kraft, Zorn und Schönheit sind.
Seit 1988 gibt es den N.C. Kaser-Lyrikpreis. 10 Jahre nach dem Todestag von N.C. Kaser wurde er von den Bücherwürmern ins Leben gerufen, gestiftet von den Künstlern Markus Vallazza und Paul Flora sowie dem Buchhändler Paul Valtiner. Verpflichtet bleibt er nach wie vor einer Dichtung, die sich durch eine beharrliche ästhetische Eigenständigkeit auszeichnet und sich am Widersinn gegen die Realität von sozialen und politischen Missständen entzündet.
In seiner 16. Ausgabe ging der Preis an John Burnside (*1955). Der Dichter, der die Kindheit in einer sterbenden schottischen Bergarbeiterstadt und in den englischen Midlands verbrachte, macht Verbrechen, Psychosen und Albträume ebenso zum Thema wie die Bezauberung durch die Natur. Irrlichtern flackert seine Literatur in poetischer und dann robuster Umgangssprache, schürft an den Rändern verstörender Wahrnehmung und flimmert zwischen dunkler Beschwörung und hartem Realismus.
Anders Valzhyna Mort (*1981) aus Belarus. Die im sowjetischen Plattenbau von Minsk aufgewachsene und seit vielen Jahren in den USA lebende Dichterin stanzt in streng rhythmisierte Verse voller Sprachkraft eine Unerbittlichkeit, die die geschichtlichen Wunden eines Landes nicht schließen und nicht aufhören kann, die Toten und Ohnmacht der Leidenden zu beklagen. Angesichts des aktuellen Krieges bekommt die Lyrik der Belarussin noch einmal eine hellsichtige und schlagkräftige Bedeutung.
Michael Krüger, Dichter, Schriftsteller und ehemaliger Leiter des renommierten Hanser Verlags, nominierte den Dichter und die Dichterin und ehrt sie in einer Rede, die er „Lektüren der Trauer“ nennt. Mit ihm und der Übersetzerin Katharina Narbutovic sowie dem Übersetzer Iain Galbraith feiert Literatur Lana im Obstbaumuseum von Niederlana die beiden Ausgaben des mit je 10.000 € dotierten Lyrikpreises. Er wird von der Marktgemeinde Lana, dem Österreichischen Bundesministerium, Fam. Flora und Elmar Locher getragen.
Ein Umtrunk und DJ Veloziped schließen den Abend ab.
John Burnside studierte Englisch und Europäische Sprachen. Er arbeitete als Computerprogrammierer, seit 1996 ist er freier Schriftsteller. Burnside hat eine Reihe von Gedichtbänden, mehrere Romane und sein Erinnerungsbuch „A Lie About My Father“ veröffentlicht.
Valzhyna Mort graduierte an der Minsk State Linguistic University im Fach Englisch. Sie ist Lyrikerin und Übersetzerin aus dem Polnischen und Englischen. Auf Deutsch erschienen drei Lyrikbände im Suhrkamp Verlag. Mort lebt in Washington, D.C., und lehrt an der Cornell University.