Fließt – alles? Wie ein fortschreitend oskulierendes Wogengewölle in Form von Worten und Formen ohne Worte, Strudelungen, Zerstreuungen und Häufungen selbstüberwälzter Vorwärtswellen von Reverien, die über die Ufer der inneren Landschaft vorüberschwimmen. Als ob Beziehungslinien im »Bewusstseinsstrom«, die einander berühren und liieren, sich schneiden, überlagern und wiederhin verlieren – wie die Linien einer Hand. Ganz unscheinbare Verursachungen, die jeweils zu Wirk- und Fließlinien führen, setzten sich fort im grellen, kruden Wechsel der Wortbewegungsbilder selbst, der Gedankenhäufung, der Winke und Unstetigkeiten abrupt wechselnder Aspekte.
In seinem neuen, mit zahlreichen Zeichnungen und Malereien aufwändig gestalteten Buch folgt Oswald Egger der Erinnerung an die selber unerinnerte Erfahrung österreichischer Auswanderer nach Amerika in den Jahren 1880 bis 1919, folgt den geflüsterten und inwendigen Stimmenverbindungen, den Wirbelfäden des Erzählten durch Bergwerke und Wälder bis zum großen Gewässer: Wenn im Fließgefüge von Eindrücken und Empfindungen die Sätze, Wörter und Sachen als eine Menge kleiner Inseln erscheinen, wird der Mississippi zum Mainstream der verschwiegenen Geschichte der Ideen, die zwischen den Welten im Fluss sind.
Das Buch vom Mississippi beginnt in meinem Zimmer. Häutige, verwischte Schatten, das zerwölkte Fließen der Pinsel und Strichelchen im aquatilen Takt, dass die geschwungenen Linien umeinanderschlingen, wie auf-, wie zukupfernde Wolken, und Tupfer, die verschlaufen: Diesig hat sich die Linie aufgetunkt, vom Horizont gemohrt, mit wässrigen Konturen unzusammen schwankend: Seit Jahren fahre ich so zur See. Ich beginne am Quellkopf der Novella, die aus dem Moiré der Erinnerungen fliesst: Ein fortschreitend oskulierendes Wogengewölle zwischen Grund und Ungrund, Strudelungen, Zerstreuungen und Häufungen selbstüberwälzter Vorwärtswellen, die vor dem ruhenden Auge vorüberziehen, die ganze Zeit; Beziehungslinien, die einander berühren und liieren, sich schneiden, teilen, überlagern und verlieren – wie die Linien einer Hand. Kiesel pitscheln über den Tagliamento; wie Farbmurmeln schwimmende Inseln treiben hier geschnitzte Rindeschiffchen im Fließgefüge, buchstäblich: Beim Lesen fließt mir von links blaue Tinte über das Papier, die Worte treiben nach oben, wie Blumen windbewegte Windrädchen: immerzu kritzeln neue herauf, strotzende verzopfte, die, sooft ich sie angeschwommen habe, zusehends verschwimmen und in Wirbelfäden und Stromlinien verwinden.