Mit einem unbestechlich ernsten Ton, der ein Erzählen der Langsamkeit und der ästhetischen wie gedanklichen Präzision fundiert, machte der österreichische Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker (*1982) in seinen bisherigen Büchern auf sich aufmerksam. Ohne spektakuläre Geschichtsträchtigkeit, auch ohne Versuch der Re-Etablierung des Einfachen zeichnet er die diffizilen Verästelungen kleinbürgerlich-provinzieller Verhältnisse und erhebt, was vom Verschwinden bedroht scheint, sensibel genug zur Poetisierung. Damit führt er eine Tradition und Poetik des Regionalromans fort, die nach dem Entwurf einer Anti-Idylle, nach der Faszination der „Ästhetik des Bösen“ und nach der Akklamation der „Authentizität“ durch eine beeindruckende neue Stimme bereichert wird.
Der vierte Roman von Reinhard Kaiser-Mühlecker, „Roter Flieder“, ist die bäuerliche Tragödie der Familie Goldberger, geformt aus der Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts, seinen Hoffnungen und Wirren.