„Schuldt kennt die fremde Welt draußen so gut, dass er sie phantastisch erweitern kann in seinem Buch „In Togo, dunkel und andere Geschichten.“
So schreibt die Süddeutsche Zeitung über das neu erschienene, schön gestaltete Buch. Darin ist die Rede vom japanischen Handel in Teddybären, die den Japanern so fremd waren, dass sie darin nie und nimmer ein Kuschelgefährt für Kinder entdecken konnten, sondern eher ein religiöses Bildwerk und es folglich kultisch verehrten. Oder es ist die Rede von den Cotorra Yucca am Orinoco, die nicht reden, sondern in vielgestaltig geformten Speisen sich verständigen. Oder es wird erzählt von den mürrischen Franzosen, für die Anfang des 18. Jahrhunderts aberwitzige Missverständnisse mit den Ureinwohnern der Westküste Afrikas Gefahren für Leib und Leben heraufbeschwören.
Von John Drydens Edlem Wilden bis zu der Sehnsucht des Börsenmaklers Gauguin nach dem Paradies war die exotische Ferne eine Idee, die sich der Europäer zurechtgelegt hatte. Sie enthielt seine Hoffnungen und Einbildungen, seine Ängste und Eitelkeiten. Die Geschichten dieses Bandes lassen uns durch das andere Ende des Fernrohrs blicken: Die Vernünftigkeit des Europäers hält der Verwunderung der Eingeborenen nicht stand, sie entpuppt sich als Willkür, Verrücktheit, Anmaßung der Phantasie.
«In Togo, dunkel» macht geistige Kolonisierung auf ebenso vergnügliche wie abenteuerliche Weise rückgängig. Aberwitzige Missverständnisse beschwören Gefahren für Leib und Leben herauf. An entscheidenden Wendepunkten steht den Menschen das schier Unverständliche bis zum Hals.
Immer gelingt es Schuldt, dem unerschrockenen Avantgardisten von sprühendem Zeitgeist, spürbar zu machen, wann den Menschen das schier Unverständliche bis zum Hals reicht. Wenn im letzten Augenblick die Lage sich doch noch aufklärt, alle mit heiler Haut davonkommen, weil ein Funke zwischen den gegensätzlichen Kulturen übergesprungen ist, wird blitzartig die Urkomik deutlich, die Absurdität des Menschseins.