Im letzten Jahr wäre H.C. Artmann 100 Jahre alt geworden. Untrüglich in seinem Formenreichtum und schier unerschöpflich in seiner wuchernden Phantasie und Lust am Experimentieren, am Wiener Schmäh, dem Dialekt und den zahlreichen Sprachen, die er so oder anders aus dem Ärmel schüttelte, war er ein Dichter, für den Leben poetisches Handeln hieß. Und das meinte tatsächlich die Kunst zu leben und das Leben zum Fest zu erklären. Kein Abenteuer war ihm zu gewagt und keine sinnlichen Freuden versagt, kein Träumen nicht Wirklichkeit und keine Welt ohne fideles Treiben, im Leben genauso wie im Schreiben, von dem er nie weiß, was es ist. „Es kommt raus wie ein Husten, auf einmal ist es da.“ So überfallen wird der fröhliche Anarchist, dem an der tobenden Frage nach dem, was wir sind, achselzuckend nichts liegt: „Bitte bitte sagt mir doch, wer ich bin, damit ich mich wenigstens in Zukunft danach richten kann.“
Und doch wäre er nicht unverbesserlicher Hedonist, wenn er nicht auch von der Schattenseite käme. Verwurzelt im barocken Denken, das im Genuss den Tod nie vergisst, schreibt H.C. Artmann über Einsamkeit und Verzweiflung in einer bitteren Trauer und schwarzem Humor wie kein Zweiter. „wenn ich, / ein mann ohne stern, / mit meinen Puppen erfriere, wer schmeißt mir / eine rose zu?“
In Lana erzählen Peter Rosei und Elmar Locher von ihren Erfahrungen mit dem Freund und großen Dichter H.C. Artmann