Jede Literatur sucht ästhetisch und thematisch nach ihrem Verhältnis zur Geschichte, auch zur zeitgenössischen. Geschichtsschreibung übt sie damit nicht, auch unbewusst nicht. Aber sie stellt sich als Sinnstiftung von Fiktion und Faktizität dar und reflektiert die Geschichte durch deren Verwandlung in Erzählung und Poesie.
Die Reihe „Literaturen“ stellt aktuelle Literaturen mehrerer Länder vor und gibt einen Blick auf deren Situationen und Gesellschaften frei. In Lesungen und Diskussionen kommen Stimmen zur Sprache, die politische, soziale und existentielle Erfahrungen in literarischen Sinn umsetzen und dabei die Macht oder Ohnmacht, die Freiheit und Rolle von Literatur mit reflektieren.
Mit einem russischen Autor die kraftvoll und risikoreich ein literarisches Sprechen in Gang setzt, eröffnet LIteratur Lana die Reihe „Literaturen“.
Sankya, der jugendliche Held dieser mitreißenden Geschichte von Revolte, Liebe und Verrat, ist Mitglied einer militanten regimekritischen Gruppierung. Nach heftigen Krawallen in Moskau ist ihm die Sicherheitspolizei auf der Spur. Er flieht aufs Land und lebt vom spärlichen Gehalt der Mutter, die unter schlechtesten Bedingungen in einer Fabrik arbeitet und dem Leben ihres Sohnes völlig verständnislos gegenübersteht. Bald glaubt Sankya sich sicher und nimmt wieder Kontakt mit seiner Freundin auf – doch er gerät in einen Hinterhalt und wird verhaftet. Im Gefängnis wird er Opfer von Folter und Erniedrigung. Was Spiel war, ist plötzlich blutiger Ernst.
Prilepin, der mit diesem sozialrealistischen Roman an Gorkis ›Mutter‹ anknüpft, kritisiert bestehende Verhältnisse und zeigt drastisch die Dynamik der politischen Radikalisierung und die fatalen Folgen von Gewalt.